Sind Hundeausstellungen Tierquälerei?

May 21, 2025 |
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Zuallererst: Hundeausstellungen sind keine Tierquälerei im juristischen Sinn! Es sind behördlich genehmigte Veranstaltungen bei denen bestimmte Auflagen erfüllt werden müssen und das wird auch überprüft.

Aber nicht alles, was nicht verboten ist, ist deshalb auch moralisch in Ordnung. Und ja auf Hundeausstellungen passieren auch viele Dinge, die meiner Meinung nach bei weitem nicht in Ordnung sind!

Ich stelle nun seit ca. 30 Jahren Hunde aus und seit 18 Jahren arbeite ich regelmäßig im Ausstellungsring als Sonderleiterin oder Schriftführerin und in dieser Zeit habe ich auch sehr viele unschöne Dinge gesehen. Da ich immer schon positiv mit Tieren gearbeitet habe, ist es mir auch immer schon unangenehm aufgefallen, wenn Menschen ihre Tiere grob behandeln und mit Strafe arbeiten. Und natürlich wird das auf Hundeausstellungen gemacht, allerdings nicht mehr als überall anders auch. Eher sogar weniger, denn auf der Hundewiese, im Einzeltraining, beim Stadtspaziergang oder im Hinterhof sind nicht unzählige Augen auf die Menschen gerichtet und es drohen selten Konsequenzen.

Auf der Hundeausstellung sehr wohl! Vor allem seit es Smartphones und Social Media gibt, denn irgendwer filmt immer. Erst kürzlich hat ein Schock-Video für einen öffentlichen Aufschrei gesorgt, in dem eine Ausstellerin ihren kleinen Hund brutal geschlagen hat, weil er sich im Ring nicht so benommen hat, wie sie sich das vorgestellt hat. Das ist kein normales Aussteller-Verhalten! Natürlich wurden der Dame sofort alle Bewertungen aberkannt und sie wurde von weiteren Veranstaltungen ausgeschlossen. Menschen, die sich in aller Öffentlichkeit so gegenüber ihrem Hund benehmen, tun das erst recht, wenn niemand sie dabei sieht und filmt. Die Ausstellung ist nicht schuld daran, aber sie bietet zumindest die Möglichkeit, dass diese Tierquälerei nicht konsequenzenlos bleibt.

Fazit: Tierquälerei und schlechten Umgang gibt es überall wo Menschen mit Tieren zu tun haben. Das ist traurig, aber nicht die Schuld der Veranstaltung an sich. Eher bietet die Öffentlichkeit hier noch einen gewissen Schutz.

Was ist aber mit den Würgeketten und den Käfigen, die man überall auf der Ausstellung sieht?

Ja das stimmt: fast alle Aussteller – mich eingeschlossen – verwenden dünne Halsbänder / Leinen und Transportboxen. Und ja, diese Dinge können unangenehm für den Hund sein. Müssen sie aber nicht!

Showleinen werden – im Gegensatz zu den im Training wieder immer beliebteren „Retrieverleinen“ – nicht extra dafür verwendet, den Hund zu würgen. Man verwendet möglichst dünne Halsungen, damit der Körperbau des Hundes besser beurteilt werden kann. Endloswürger sind in Österreich sowieso verboten und das gilt auch für Ausstellungen. Wir brauchen hierzulande auch einen Kehlkopfschutz. Als Ringpersonal ist es auch meine Aufgabe das zu kontrollieren.

Trotzdem sind die Halsbänder natürlich zu dünn um einen Hund damit sicher und schmerzfrei zu führen! Ein tierschutzkonformes Halsband sollte über zwei Halswirbel reichen und besser ist noch ein gut angepasstes (!) Geschirr. Aber wir gehen hier nicht mit unseren Hunden spazieren. Die Beurteilung im Ring dauert ca. 3 Minuten pro Hund. Vor allem aber: man kann Hunde trainieren an lockerer Leine zu laufen! Und wenn sie das gut können, dann ist es eigentlich egal was sie anhaben. Aus diesem Grund mache ich das Showtraining am liebsten ohne Leine und im Idealfall kommt die Leine auf der Ausstellung nur zur Zierde dran, weil es verboten ist Hunde auf einer solchen Veranstaltung frei laufen zu lassen.

Auch die Internationale Ausstellungsordnung sieht vor, dass Hunde freistehend und an lockerer Leine vorgeführt werden.

Und ja natürlich: das macht natürlich nicht jeder. Weil eben sowieso nicht jeder seine Hunde gut trainieren kann und es vielen Menschen leider sowieso egal ist, ob sie ihren Hund gerade würgen. Es liegt an demjenigen der den Hund trainiert und vorführt, wie er das macht.

Transportboxen hingegen sind nur in den seltensten Fällen missbräuchlich in Verwendung. Wenn der Hund daran gewöhnt ist, dann ist die Box sein Safe Space. Es ist viel angenehmer für den Hund in seiner Box zu schlafen, als den ganzen Tag mitten im Getümmel zu stehen. Natürlich vorausgesetzt seine Bedürfnisse (Bewegung, Wasser, Ausscheidungsverhalten…) werden erfüllt.

Und der ganze Stress? Die lange Anreise, die vielen Menschen und Hunde, der Erfolgsdruck, das Styling… Ja das kann dem Hund schaden. Auf Hundeausstellungen und in jedem anderen Kontext auch.

Es liegt nicht an der Aktivität selbst, es liegt daran, was du draus machst! Man kann alles mit seinem Hund strafbasiert, grob und empathielos machen oder man kann auf die Bedürfnisse seines Vierbeiners achten, liebevoll und fair mit ihm umgehen und Spaß an gemeinsamen Aktivitäten haben. Letzteres wäre schön für alle Hunde – egal wohin man mit ihnen geht oder an welcher Veranstaltung man teilnimmt.

Anstatt eine Art von Veranstaltung an sich schlecht zu reden, finde ich es besser zu zeigen, dass es positiv und fair möglich ist. Wie das geht, erfährst du in meinem Ringtrainings-Workshop in meiner Hundeschule und bald auch online :D

Was ist deine Meinung zum Thema? Hast du Fragen? Liege ich mit meiner Einschätzung falsch? Ich selbst bin schon sehr lange im Geschehen und bin vielleicht auch schon etwas abgestumpft.

Und die Qualzucht? Rassehundezucht im Allgemeinen? Die menschliche Sucht nach Selbstprofilierung?

Das sind Themen, die ich gerne in Zukunft genauer beleuchten würde, weil das an dieser Stelle zu weit führen würde. Mir ist es aber durchaus bewusst, dass es bei der Kritik an Hundeausstellungen um weit mehr geht als nur den Umgang mit dem Hund vor Ort.

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